Mongolei: Katalysatoren für nachhaltiges Wachstum wieder vorhanden

Leohu
Leo Hu

In den vergangenen fünf Jahren hat kein anderes Land die akuten Höhen und Tiefen des Rohstoff-Superzyklus so hautnah miterlebt wie die Mongolei. Nach dem Wachstumshöhepunkt von 17 Prozent im Jahr 2011 stieg das Bruttoinlandsprodukt des Landes angesichts fallender Rohstoffpreise 2016 nur noch um 1 Prozent. Die schwindende Nachfrage aus China, die 90 Prozent der mongolischen Exporte ausmachte, forderte ihren Tribut.

Als wenn das noch nicht schlimm genug gewesen wäre, führten Streitigkeiten der Regierung mit großen ausländischen Investoren zu Stillstand bei Bergbauprojekten und zu sinkenden ausländischen Direktinvestitionen. Das mongolische Haushaltsdefizit schnellte 2016 auf 18 Prozent empor, während die Währung – der mongolische Tugrik – im gleichen Jahr um 20 Prozent abwertete. Wenig überraschend zweifelten daraufhin viele Anleger die Fähigkeit der Mongolei an, ihre Auslandsschulden zu bedienen, insbesondere die von der staatlichen Entwicklungsbank der Mongolei (DBM) emittierten Anleihen.

Allerdings sind die Aussichten für die Mongolei nach diesen schwierigen Jahren nun wieder günstig. Die Preise für Kohle und Kupfer – die zwei größten Exportgüter des Landes – erholen sich allmählich, was der Staatskasse zugutekommen sollte. Zudem ist Rio Tinto gerade dabei den Betrieb der riesigen Oyu-Tolgoi-Mine auszuweiten, bei der das Unternehmen neben der mongolischen Regierung Miteigentümer ist. Dabei handelt es sich um eine der weltgrößten Kupfer- und Goldminen. Sie wird nach Schätzungen bis zu einem Drittel der gesamten mongolischen Wirtschaftsleitung ausmachen, sobald ihr Untertagebau wie geplant im Jahr 2021 nachhaltig anläuft.

Von entscheidender Bedeutung ist jedoch, dass sich das Land verpflichtet hat, sich seiner makroökonomischen Schwäche anzunehmen. Die neue Regierung, die im Juli vergangenen Jahres gewählt wurde, wird von Premierminister Jargaltulga Erdenebat angeführt, der in seiner Rolle als Finanzminister zwischen 2014 und 2015 erfolgreich die langjährigen Streitigkeiten mit Rio Tinto beilegte. Bis jetzt scheint die Regierung darauf erpicht zu sein, ihr Image bei den Anlegern wieder zu verbessern. Sie hat bereits ein umfangreiches Reformpaket verabschiedet, um das Haushaltsdefizit kurzfristig zu reduzieren und die Wirtschaft mittelfristig zu diversifizieren.

Durch seine Reformbereitschaft konnte sich das Land ein Hilfspaket vom Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von 5,5 Mrd. USD sichern. Diese Vereinbarung, die diesen Februar getroffen wurde, hat der Mongolei im Hinblick auf ihre unmittelbaren Zahlungsverpflichtungen Luft verschafft und das Vertrauen der Anleger wieder hergestellt. Was aber noch entscheidender ist: Das Hilfspaket ermöglichte der Mongolei, die DBM-Anleihen mit Fälligkeitsdatum 2017 gegen neue Anleihen der mongolischen Regierung mit Laufzeit bis 2024 einzutauschen. Diese neuen mongolischen Staatsanleihen, die zum Parikurs getauscht wurden (d.h. zu 100 USD), legten am ersten Handelstag, dem 3. März 2017, gleich auf 107,8 USD zu.

Auf längere Sicht sollte das IWF-Programm den Erholungskurs der Mongolei vorantreiben. Ziel ist es, den Boom-Bust-Zyklus des Landes zu beenden und den Grundstein für nachhaltiges Wachstum zu legen. Der IWF forderte unter anderem, dass sich die mongolische Zentralbank nicht mehr an quasi-fiskalischen Maßnahmen beteiligt und die Geschäftsbanken Stresstests durchlaufen. Diese Maßnahmen sind durchaus sinnvoll, und die Mongolei hat in der Vergangenheit vom IWF vorgeschlagene Reformen bereits erfolgreich umgesetzt.

Damit sind alle Katalysatoren für nachhaltiges Wachstum vorhanden: Die neue Regierung ist wirtschaftsfreundlich und hat sich zu langfristigen Strukturreformen verpflichtet, das IWF-Paket hat geholfen, die kurzfristige Volatilität einzudämmen, die Bergbauanlagen stehen vor der Inbetriebnahme und die Rohstoffpreise haben ihre Talsohle wahrscheinlich durchschritten. Als Anleger gehen wir davon aus, dass die Mongolei diese positiven Rahmenbedingungen vermutlich sinnvoll nutzen und gestärkt in die Zukunft gehen wird.