Risikoprämien auf Aktien in der Eurozone deutlich höher als in den USA

Patrickmoonen
Patrick Moonen

Die Zusatzrenditen, die Anleger im Gegenzug für das Investment in Aktien der Eurozone anstatt US-Aktien verlangen, sind auf dem höchsten Stand seit 2012. Das ergab eine neue Analyse von NN Investment Partners.

Laut NN IP liegt die Risikoprämie bzw. die Mindestrendite, die Anleger beim Kauf einer Aktie erwarten, um 80 Basispunkte über dem Rendite-Niveau in den USA. Dort sind die Renditen seit mehreren Jahren rückläufig. Das liegt vor allem an den niedrigeren Renditen auf US-Staatsanleihen und den stagnierenden Aktienrisikoprämien. Hinzu kommt, dass die Eigenkapitalrendite in den USA seit nahezu zwei Jahrzehnten konsequent höher liegt als in der Eurozone. In der Folge entwickelten sich die USA zur präferierten Anlageregion.

Der Analyse zufolge hat die geldpolitische Lockerung durch die niedrigeren Credit Spreads zwar die Anleihemärkte der Eurozone belebt, doch nicht zu einem Rückgang der Aktienrisikoprämien geführt. Der Risikoaufschlag auf Aktien der Eurozone liegt immer noch bei 6,5 Prozent, dem höchsten Stand seit der globalen Finanzkrise in 2009 bzw. der Eurozonenkrise in 2011.

Dazu Patrick Moonen, Strategist Multi-Asset bei NN Investment Partners: „Die Gründe für das mangelnde Interesse an Aktien der Eurozone sind vielfältig: Schwächen im institutionellen Rahmen, ein angeschlagener Bankensektor, politische Ungewissheit und Brexit. Hinzu kommt, dass das Gewinnwachstum in der Eurozone – außer im vergangenen Jahr – dem der USA stets hinterherhinkte. Könnte es zu einer Trendwende in der Eurozone kommen?

Das hängt vor allem von folgenden Faktoren ab: Erstens die Zunahme der nominalen Wirtschaftsleistung, sodass Unternehmen ihre Gewinnspannen und Eigenkapitalrenditen steigern können. Eine stärkere Abstimmung von Steuer- und Geldpolitik, u. a. im Infrastrukturbereich, wäre sicherlich hilfreich. Im kommenden Jahr stehen Wahlen in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden an. Nach dem Brexit-Votum hat der politische Wille zur Bekämpfung anti-europäischen Populismus möglicherweise zugenommen.“

„Zweitens könnten steigende Löhne – und dahin geht der Trend am Arbeitsmarkt – die US-Gewinnspannen unter Druck setzen. Und schließlich könnte eine Zinsanhebung in den USA die Risikoprämien noch oben drücken bzw. die Nettoergebnismarge unter Druck bringen. Bis sich diese Faktoren bemerkbar machen, könnte allerdings noch einige Zeit vergehen.“