Original-Research: MOBOTIX AG (von Montega AG)

Original-Research: MOBOTIX AG - von Montega AG

Einstufung von Montega AG zu MOBOTIX AG

Unternehmen: MOBOTIX AG
ISIN: DE0005218309

Anlass der Studie: Update
Empfehlung: Halten
seit: 20.01.2022
Kursziel: 5,60
Kursziel auf Sicht von: 12 Monaten
Letzte Ratingänderung: -
Analyst: Nicolas Gruschka

EBIT-Guidance für 2021/22 deutlich unter unserer Prognose - Erwerb von
Vaxtor dürfte Wachstum im Software-Bereich fördern
 
MOBOTIX hat jüngst die endgültigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2020/21
veröffentlicht, die umsatzseitig leicht über, ergebnisseitig jedoch
aufgrund eines Sondereffektes deutlich unter den im Oktober vermeldeten
Vorabzahlen lagen. Zudem präsentierte das Unternehmen Zahlen für Q1 2021/22
und verkündete im Zuge dessen auch die Guidance für das Gesamtjahr. Darüber
hinaus wurde der vollständige Erwerb der Vaxtor Group bekannt gegeben, der
die Erlösbasis im vergleichsweise margenstarken Software-Geschäft im Fall
einer erfolgreichen Integration stärken dürfte.
 
Ergebnis in FY 20/21 durch gebildete Rückstellung zusätzlich belastet:
Hauptgrund für die ergebnisseitig signifikante Abweichung zu den
vorläufigen Zahlen sind Vorwürfe der französischen Wettbewerbsbehörden, im
Rahmen derer MOBOTIX wegen unzulässiger Preisabsprachen in den
Geschäftsjahren 2011/12 bis 2017/18 nun eine Strafe i.H.v. rund 0,65 Mio.
Euro auferlegt wurde. Daher hat der Konzern vorsorglich eine Rückstellung
in Höhe von 0,70 Mio. Euro gebildet, wobei der Vorstand mit Abschluss des
laufenden Berufungsverfahrens von einer deutlichen Reduzierung der Strafe
ausgeht. Angesichts dieser Belastung ergibt sich für das abgelaufene
Geschäftsjahr anstatt des vorab berichteten EBITs von 1,0 Mio. Euro nunmehr
ein Niveau von ca. 0,2 Mio. Euro (-95,0% yoy). Nach Aussage des Managements
wurde die damalige Vertriebsstruktur bereits in 2018 vollständig
umgestellt, sodass über den Vorwurf hinausgehende Risiken nicht bestehen
dürften.
 
Avisierter operativer Aufschwung auch in Q1 21/22 noch nicht ersichtlich:
Im Auftaktquartal des neuen Geschäftsjahres lag der Konzernerlös mit 12,8
Mio. Euro rund 14,7% unter dem Vorjahreswert und verfehlte damit auch
unsere Erwartung (MONe: 15,5 Mio. Euro). Als wesentliches Hemmnis zeigte
sich gemäß Vorstand die unverändert geringe Investitionsbereitschaft vor
allem bei Betreibern von Hotels und Einkaufszentren im Zuge der
fortwährenden Corona-Pandemie. Auch der für MOBOTIX wichtige Zielmarkt USA
konnte angesichts des länger als ursprünglich geplant andauernden Ramp-ups
des dortigen Vertriebsstamms noch nicht die erhofften Beiträge liefern.
 
Ergebnisseitig ergibt sich aus der schwächer als erwarteten Top-Line in
Kombination mit u.a. einer gleichzeitig deutlich gestiegenen
Personalaufwandsquote (u.a. durch Personalaufbau am Standort USA) in Q1 ein
negativer EBIT-Beitrag von -1,5 Mio. Euro (Vj: 1,2 Mio. Euro).
 
Ergebnisziel für FY 21/22 unterhalb unserer Erwartung: Für das laufende
Geschäftsjahr erwartet MOBOTIX eine zweistellige Wachstumsrate des Umsatzes
auf 70-73 Mio. Euro, was im Einklang mit unserer bisherigen Schätzung
steht. Als wesentliche Treiber sollen dabei weltweite Nachholeffekte
infolge der sich voraussichtlich sukzessive verbessernden
Pandemie-Situation sowie die angestrebte Expansion im US-Markt dienen.
Zusätzlich bestätige der strategische Ankerinvestor Konica Minolta bereits,
seine produktbezogenen Abnahmen bei MOBOTIX im Rahmen einer
gemeinschaftlichen globalen Vertriebsoffensive in diesem Jahr auf
mindestens 10,0 Mio. Euro zu erhöhen (MONe Vj.: 9,0 Mio. Euro).
 
Auf Basis des Q1-Umsatzes (12,8 Mio. Euro) impliziert das untere Ende
dieser angestrebten Bandbreite einen durchschnittlichen Quartalserlös von
ca. 19,0 Mio. Euro, was u.E. angesichts der andauernden Spannungen an den
Beschaffungsmärkten (u.a. Engpässe bei Halbleitern) in Kombination mit
einer noch relativ geringen Visibilität hinsichtlich der Verbesserung der
Pandemielage momentan als eher ambitioniert erscheint. Auch der Aufbau des
Vertriebsnetzwerks in den USA dürfte zumindest kurzfristig weiterhin von
Restriktionen beeinflusst sein. Wir positionieren uns daher etwas
konservativer und erwarten nun einen Konzernerlös leicht unterhalb dieser
kommunizierten Guidance.
 
Mit einem EBIT-Zielkorridor von 1,5 bis 3,0 Mio. Euro liegt das avisierte
Ergebnisziel hingegen deutlich unter unserer bisherigen Prognose (MONe alt:
4,4 Mio. Euro). Dieser verhaltene Ausblick ist u.E. vornehmlich ein Indiz
für nach wie vor hinter den Erwartungen zurückbleibende Erlöse aus dem
margenstarken Software-Geschäft. Zusätzlich dürfte der langsamer als
geplante Ausbau der Geschäftsaktivitäten in den USA in den kommenden
Monaten noch belastend auf die Erträge wirken. Wir positionieren uns daher
für das Geschäftsjahr 2021/22 mit unserem derzeitigen Kenntnisstand auch
ergebnisseitig defensiver und prognostizieren ein EBIT am unteren Ende der
veröffentlichten Bandbreite.
 
Aus struktureller Perspektive begrüßen wir die vorangetriebene Expansion in
den USA jedoch. Als zertifizierter europäischer Anbieter mit bereits
vorliegender NDAA-Compliance besitzt das Unternehmen in diesem wichtigen
Absatzmarkt durchaus Vorteile v.a. gegenüber vielen asiatischen
Wettbewerbern, woraus sich nach erfolgreicher Etablierung der eigenen
Geschäfts- und Vertriebsstrukturen entsprechende Marktchancen ergeben
sollten. In den kommenden Jahren könnten die Umsatz- und Ergebnisbeiträge
aus dem US-Markt somit auch zu einem spürbaren Wachstumstreiber für den
Konzern werden.
 
Erwerb der Vaxtor Group dürfte Software-Geschäft vorantreiben
 
Darüber hinaus hat MOBOTIX in dieser Woche den vollständigen Erwerb der
Vaxtor Group (Tres Cantos, Spanien) verkündet.
 
 Target  dürfte umgehend positive Ergebnisbeiträge liefern: Nach
Unternehmensangaben wird der Kaufpreis der Akquisition in drei Tranchen
aufgeteilt, wobei die erste (MONe: ca. 1/3 des Kaufpreises) mit dem Closing
der Transaktion fällig wird und der restliche Anteil an
Earn-Out-Komponenten in den nächsten Jahren gebunden ist. Die Finanzierung
soll aus einem geringen Anteil eigener Aktien (MONe: < 5%) und
vornehmlich Cash bestehen, der Kaufpreis dürfte u.E. bei 5-6 Mio. Euro
liegen. In Anbetracht eines Umsatzerlöses von rund 2,1 Mio. Euro und einem
EBIT im niedrigen sechsstelligen Euro-Bereich dürfte Vaxtor umgehend
positive Beiträge zum Konzernergebnis liefern, da wir davon ausgehen, dass
die Gesellschaft weiterhin weitgehend eigenständig agieren wird und somit
keine substanziellen Integrationskosten anfallen werden. Mit Blick auf das
erwartete Wachstum des Weltmarktes für die von Vaxtor angebotenen Lösungen
(CAGR 2020-2025e: ca. 10,6%) gehen wir von jährlichen Erlössteigerungen im
niedrigen zweistelligen Prozentbereich bei einer niedrigen zweistelligen
EBIT-Marge aus. Das Management erwartet das Closing zwar noch innerhalb des
laufenden Q1, angesichts der noch ausstehenden Genehmigung durch die
spanischen Behörden haben wir die erwarteten Beiträge des Targets jedoch
noch nicht berücksichtigt.
 
Technologie stellt sinnvolle Erweiterung des Produktspektrums dar: Vaxtor
ist ein international agierender Spezialist für die automatisierte
Erfassung von Buchstaben, Zahlen, Barcodes oder anderen maschinenlesbaren
Daten und besitzt somit eine hohe Expertise im Bereich Deep Learning und
künstliche Intelligenz in der kamerabasierten optischen Zeichenerkennung.
So arbeitete das Unternehmen z.B. auch mit MOBOTIX bereits seit 2020 im
Rahmen einer Technologiepartnerschaft zusammen, was einen sichtlichen
Vorteil bei der Integration mit sich bringt, da die Software-Strukturen
bereits bekannt und mit den Lösungen von MOBOTIX entsprechend kompatibel
sind. Folglich sind einige Lösungen von Vaxtor auch bereits auf der
„MOBOTIX 7“-Plattform verfügbar. Erwähnenswert ist u.E. zudem, dass die
 Software AG   nicht nur bloße numerische Attribute scannen und analysieren kann,
sondern anders als die Lösungen vieler Wettbewerber simultan auch
zahlreiche weitere Eigenschaften der erfassten Objekte wie etwa Farben oder
Fahrzeugtypen identifiziert. Dadurch lässt sie sich auch unmittelbar zur
Erkennung von Objekten in anderen Branchen wie der Luftfahrt oder der
Container-Logistik einsetzen. Die Integration von Vaxtor stellt u.E. somit
insgesamt eine durchaus sinnvolle Erweiterung der Produktpalette von
MOBOTIX dar.
 
Fazit: Der verhaltene Jahresauftakt sowie die (Ergebnis-)Guidance für das
laufende Geschäftsjahr zeigen, dass MOBOTIX länger als erhofft benötigt, um
den angestoßenen Transformationsprozess hin zu einem integrierten
Lösungsanbieter mit dynamisch wachsendem Software-Geschäft erfolgreich zu
vollziehen. Die Akquisition der Vaxtor Group verdeutlicht jedoch zumindest
die strategische Marschrichtung des Konzerns, die sich langfristig
auszahlen könnte. Kurzfristig dürfte die zähe operative Performance jedoch
Bestand haben, sodass wir infolge gesenkter Schätzungen unser Rating
„Halten“ mit einem reduzierten Kursziel von 5,60 Euro (zuvor: 6,00 Euro)
bestätigen.
 
 
 
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Über Montega:
 
Die Montega AG ist eines der führenden bankenunabhängigen Researchhäuser
mit klarem Fokus auf den deutschen Mittelstand. Das Coverage-Universum
umfasst Titel aus dem MDAX, TecDAX, SDAX sowie ausgewählte Nebenwerte und
wird durch erfolgreiches Stock-Picking stetig erweitert. Montega versteht
sich als ausgelagerter Researchanbieter für institutionelle Investoren und
fokussiert sich auf die Erstellung von Research-Publikationen sowie die
Veranstaltung von Roadshows, Fieldtrips und Konferenzen. Zu den Kunden
zählen langfristig orientierte Value-Investoren, Vermögensverwalter und
Family Offices primär aus Deutschland, der Schweiz und Luxemburg. Die
Analysten von Montega zeichnen sich dabei durch exzellente Kontakte zum
Top-Management, profunde Marktkenntnisse und langjährige Erfahrung in der
Analyse von deutschen Small- und MidCap-Unternehmen aus.

Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:
http://www.more-ir.de/d/23283.pdf

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